Ostseezeitung berichtet kritisch und gut recherchiert

 

Ein Bericht von Antje Bernstein

 

Jäger erschießen Jungfüchse


Dolgen- Gerade ausgewildert und schon tot: Jäger erschossen die Fuchs- Findelkinder, die Tierfreund Frank Demke in Dolgen am See (Landkreis Rostock) aufgezogen hat. Das Ende von Julchen und Jacky befeuert die Debatte um die Fuchsjagt.
Trauriges Ende für Jacky und Julchen:
Jäger schießen Fuchs- Findelkinder ab

Jedes Jahr werden landesweit bis zu 30 000 Füchse erlegt.
Tierschützer fordern ein Jagtverbot.

Dolgen am See- Liebevoll hat Frank Demke seine Fuchswelpen aufgezogen ( die OZ berichtete). Jetzt sind sie tot. Kaum waren Julchen und Jacky zurück im Wald, haben Jäger die Jungtiere erschossen. „Ich habe viel Zeit investiert, um die Kleinen aufzupäppeln. Und dann machen Jäger in einem Wimpernschlag alles zunichte“, schildert Demke bedrückt.
Der Tot der Füchse ist das traurige Ende einer rührenden Rettungsaktion: Im April nimmt Frank Demke vier verwaiste Tiere bei sich auf.Die Findelkinder zieht der Fuchspapa aus Dolgen am See (Kreis Rostock) mit der Flasche auf. Zwei der Füchse büxen aus. Das verbliebene Duo wildert er Anfang November in einem Waldstück aus, das nicht bejagt werden darf. Dann der Schreck: Im Nachbarrevier ist eine Treibjagd geplant. Ich bin extra früh in den Wald, um den Jägern Bescheid zu geben.“ Doch er verpasst die Jagdgesellschaft.„Plötzlich knallen überall Schüsse“ Noch hofft er, dass seinen Füchsen nichts passiert. Vergeblich. Wahrscheinlich hatten Hunde die beiden Füchse in die Gefahrenzone gescheucht, vermutet Demke. „Ihr Tod ist so sinnlos. Da bezahlen Hobbyjäger von sonst woher Geld,
weil sie Spaß daran haben, in unseren Wäldern nützliche Tiere abzuschießen“, kritisiert er. Tierschützer haben nun eine Onlinepetition gestartet. Sie fordern ein verschärftes Jagdrecht. 930 Unterstützer haben bereits unterschrieben.
Für Füchse gibt es keine Schonzeit. Selbst Jungtiere dürfen das ganze Jahr über geschossen und mit Fallen gefangen werden. Einzige Einschränkung: Rüden und Fähen, die Jungtiere aufziehen, dürfen nicht bejagt werden. „Verstöße werden streng geahndet“, sagt Kati Ebel, Geschäftsführerin des Landesjagdverbandes Mecklenburg - Vorpommern. Experten schätzen, dass im Land 40 000 bis 50 000 Füchse leben, den jährlichen Nachwuchs nicht mit eingerechnet, Jedes Jahr bringen die Jäger 20 000 bis 30 000 Füchse zur Strecke. Bundesweit werden laut Deutschem Jagdverband rund eine halbe Million Füchse pro Jahr erlegt. Das wird von Tierschützern heftig kritisiert. Initiativen wie der Verein Wildtierschutz Deutschland fordern ein Fuchsjagd - Verbot.
Das Groß der Waidmänner will davon nichts wissen. Füchse seien Raubtiere, die Menschen und Haustiere mit Tollwut und Fuchsbandwurm infizieren können, sagt Kati Ebel. Eine hohe Fuchsdichte begünstigt die Ausbreitung von Tierseuchen, wie der Afrikanischen Schweinepest. Außerdem würden Füchse häufig in Ställe eindringen und Geflügel- und Kleintierbeständen beträchtlich schaden. Auch für Wildtiere wie Bodenbrüter oder Hasen sei der Fuchs gefährlich. „Aus Gründen des Artenschutzes ist eine Regulierung des Raubwildes unbedingt notwendig.“
Frank Demke hält dagegen: Tollwut sei in Deutschland längst ausgerottet, Ansteckungen mit Fuchsbandwürmern extrem selten. Außerdem: seien die Wildtiere doch infiziert, verschlimmere die Jagt das Problem nur noch. „Die Füchse suchen sich dann neue Reviere.“Krankheiten könnten sich schneller ausbreiten. Viele Wissenschaftler, wie der englische Fuchsforscher Stephen Harris, sagen: Je intensiver der Mensch Füchsen zusetzt, desto stärker würden sie sich vermehren. Jäger zerstören Sozialverbände, argumentiert Harris. In Ihnen bekäme nur die ranghöchste Füchsin Nachwuchs. Brechen die Bände auf, vermehre sich nahezu jedes Weibchen. Auch die Zahl der Welpen pro Wurf steige dann an. Die Tiere sollten nur dort geschossen werden, wo es unbedingt nötig sei, etwa an isolierten Standorten wie Küstenvögelbrutinseln, fordert CorinnaCwielag, Landesgeschäftsführerin des BUND . Darüber hinaus sei die Fuchsjagd sinnlos. „ zumal die Tiere- anders als Rehe oder Wildschweine – nicht verwertet, sondern nur entsorgt werden.“ Im Forstamt Rostock ist Fuchsjagd tabu. Geschossen wird nur in Ausnahmefällen, etwa wenn ein Tier krank ist.“Der Fuchs ist einer meiner besten Mäusefänger. Es wäre widersinnig, ihn zu jagen“, sagt Forstamtsleiter Jörg Harmuth. Diese Meinung würden viele Förster und Waldbesitzer teilen, sagt Gunnar Horack vom ökologischen Jagdverband. Der Fuchs ist nützlich und nicht nur der Hühnerdieb, als der er oft verschrieen wird.“ Ihn zu töten, verlange einen triftigen Grund. Pro forma Füchse abzuschießen, um Tollwut zu verhindern, sei keiner.
Frank Demke will kämpfen. Für die Füchse. Gegen ihren schlechten Ruf. „Der muß aus den Köpfen der Menschen verschwinden“.

 

 

Vier kleine Fuchswelpen in unserer Pflegestelle

Auch in diesem Jahr gab es vom NDR wieder einen schönen Film über unsere Tierschutzarbeit in der Reihe NaturNah

 


 

 

Rehkitz-Rettung aus der Luft

vom
Aus der Redaktion der Norddeutschen Neuesten Nachrichten

Der Verein Wildtierhilfe Mecklenburg-Vorpommern ortet Jungtiere mit Hilfe von Drohnen und rettet ihnen damit das Leben.

Ohne die engagierte Arbeit des Vereins Wildtierhilfe MV wäre ein kleines Rehkitz nicht mehr am Leben: Montag früh um 4 Uhr starteten die Ehrenamtler ihre Arbeit auf den Wiesen des Gutes Dummerstorf.

 

Bereits im zweiten Jahr nimmt Klaus Parr, Geschäftsführer des Gutes, das Angebot des Vereins in Anspruch und gilt damit als Vorreiter unter den Landwirtschaftsbetrieben. Unmittelbar vor der Grünschnittmahd fliegt ein Multikopter mit Infrarotkamera die Wiesen ab. Wird ein Jungtier entdeckt, stecken die Tierschützer das betreffende Areal ab, sodass dieses von den Mähwerken umfahren werden kann. „Im Herbst 2012 haben wir unsere ersten Probeflüge gestartet“, berichtet Frank Demke, Initiator der Wildtierrettung. „Immer wenn ich während der Heuernte mit meinen Hunden über die Wiesen laufe, sehe ich erschreckende Bilder, die ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme: von den Mähwerken grausam verstümmelte Rehkitze, Feldhasen und bodenbrütende Vögel“, sagt der Tierfreund.

Schätzungen zufolge sterben mehr als 500 000 Wildtiere allein in Deutschland auf diese qualvolle Weise. Besonders die Mäharbeiten zum ersten Schnitt auf dem Grünland sind für Tiere gefährlich, da hier die Jungtiere im hohen Gras kaum erkannt werden. Außerdem ist der Maschinenfahrer nicht in der Lage, beim Erkennen von Tieren die Technik noch rechtzeitig anzuhalten.

„Lange beschäftigte mich der Gedanke, wie man dieses Leid verhindern könnte“, so Demke. Die Lösung fand sich in einem GPS-gesteuerten Fluggerät, das mit entsprechenden Kameras ausgestattet ist. In Zusammenarbeit mit einem kleinen Team von Modellbau-Fachleuten ist es gelungen, einen Multikopter auf die Reise zu schicken.

Dieser ist mit einer Video- und einer hochempfindlichen Infrarotkamera ausgerüstet, die es ermöglicht, während der Liveübertragung aufschlussreiche Bilder von im hohen Gras liegenden Tieren zu liefern. Das Flugobjekt fliegt das vorgegebene Areal selbstständig nach GPS-Daten ab. „Mehrere geortete Rehkitze haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so der Tierschützer, der im Jahr 2012 den Verein Wildtierhilfe MV ins Leben rief, der dieses Projekt begleitet.

Zu den ersten Betrieben, die das ehrenamtliche Engagement der Tierschützer annahmen, gehört das Gut Dummerstorf. Da auch hier dieses Problem die Landwirte schon lange beschäftigte, recherchierte Betriebsleiter Klaus Parr im Internet. „Dabei bin ich auf die Wildtierhilfe MV gestoßen“, sagt er. „Jedes Tier, das auf unserer Wiese stirbt, ist eines zu viel“, so der Landwirt, der den Einsatz der Enthusiasten immer mit einer Spende belohnt. Klaus Parr spricht neben den tierschutzrechtlichen Gründen einen weiteren Aspekt an. Aus den verendeten Tieren, die auf diese Art in das Heu oder in die Silage gelangen, kann sich das gefährliche Botulinum-Bakterium entwickeln, dass die Rinderbestände dann stark gefährdet.

Mittlerweile hat Initiator Frank Demke ein zuverlässiges Team von Tierschützern an seiner Seite. „Hier kann ich meinem Hobby, das früher nur Spaß war, einen größeren Sinn geben“, sagt Jörg Ahrens, begeisterter Modellflieger. Auch Kathleen Käding-Falke, die als Tanzlehrerin arbeitet, opfert ihre Freizeit gern, um den Tieren zu helfen. „Die Resonanz auf unsere Arbeit ist super“, resümiert Frank Demke, der sogar aus Bayern und Schleswig-Holstein Telefonanrufe erhielt. Da aber alle Tierschützer ehrenamtlich in ihrer Freizeit arbeiten, ist eine Hilfe derzeit den regionalen Landwirtschaftsbetrieben vorbehalten.

 

 

Das NDR- Fernsehen hat am 09.07.2013 um 18.15 Uhr in der Sendung  "Natur Nah" eine halbe Stunde lang über unsere Arbeit berichtet.

 


Filmbeitrag des NDR: Rehkitzrettung im Akkord

 


Fliegende Kamera rettet Kitze

Damit Jungtiere nicht in die Mähmaschinen geraten, hat der Verein Wildtierhilfe MV ein Projekt gestartet: Mit Drohnen wird der Wildnachwuchs auf den Feldern geortet.

 

Von Carola Fischer

 

"Octocopter" soll Rehkitze retten

OZ vom 25.06.2013

Dummerstorf - Mit einem GPS- gesteuerten Fluggerät sollen jetzt in der Region Jungtiere auf den Weiden vor einem qualvollen Tod in den Mähmaschinen gerettet werden. Versuche mit einem so genannten Multicopter hat es bereits gegeben. Sie wurden gemeinsam mit Modellbauern von Frank Demke auf den Weg gebracht. Er setzt sich für den Schutz der Jungtiere ein. Gut aufgenommen wurde das Vorhaben gleich von Klaus Parr, dem Betriebsleiter des Gutes Dummerstorf. Schon im Sommer des vergangenen Jahres hatte Frank Demke über seine Versuche berichtet, vor allem Rehkitze vor den Mähmaschinen zu retten. Demke, der in Sabel eine mobile Hundeschule betreibt, erzählt: "Wenn ich während der Heuernte mit meinen Hunden über die Wiesen laufe, sehe ich erschreckende Bilder, die ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme." Er verweist gleichzeitig auf eine Schätzung, die besagt, das über  500.000 Wildtiere jedes Jahr allein in Deutschland auf diese Weise sterben.

Besonders die Mäharbeiten zum ersten Schnitt auf dem Grünland seien für die Tiere gefährlich, da hier die Jungtiere im hohen Gras kaum erkannt werden. Außerdem kann der Fahrer einer solchen Mähmaschine die Tiere von seinem Sitz nicht erkennen und deswegen die Maschine vielfach nicht anhalten.

"Lange beschäftigte mich der Gedanke, wie man dieses Leid verhindern könnte", berichtet Frank Demke. Die Lösung fand sich in einem GPS- gesteuerten Fluggerät, das mit entsprechenden Kameras ausgestattet ist. In Zusammenarbeit mit einem Kleinen Team von Modellbauexperten ist es im vergangenen Jahr gelungen, einen Multicopter auf die Reise zu schicken. Er ist mit einer Video- und einer hochempfindlichen Infrarotkamera ausgerüstet, die es ermöglicht während der Liveübertragung Bilder von den im hohen Gras liegenden Tieren zu liefern. Der Copter fliegt das vorgegebene Areal selbstständig nach GPS- Daten ab. "Der Erfolg war gut, wir konnten mehrere Rehkitze orten. Das hat uns gezeigt, das wir auf dem richtigen Weg sind", so der Tierschützer. Er hat im vergangenen Jahr den Verein Wildtierhilfe Mecklenburg Vorpommern ins Leben gerufen, der dieses Projekt begleitet. Von nun an hoffte man auf eine gute Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten.

Zu den ersten Betrieben, die das Engagement der Tierschützer annahmen, gehört das Gut Dummerstorf. Betriebsleiter Klaus Parr hatte im Herbst Kontakt zu dem Verein aufgenommen. So war das kleine Team der Wildtierhilfe nun auf den Grünflächen des Gutes unterwegs und konnte viele Rehkitze vor dem Tod bewahren.

Ist ein Kitz entdeckt, wird das Areal abgesteckt, so das der Mähdrescher es umfahren kann. "Ich kann vor dem ehrenamtlichen Engagement nur den Hut ziehen", sagt Parr.

Aber nicht nur aus tierschutzrechtlichen Gründen ist die Anwendung des Multicopters für Landwirte interessant. Denn aus den verendeten Tieren, die auf diese Art in das Heu oder die Silage gelangen, kann sich das gefährliche Botulinum Bakterium entwickeln, das die Tierbestände gefährdet.

Initiator Frank Demke nutzte seinen dreiwöchigen Urlaub, um die Arbeit zu koordinieren. Lutz Meyer ist Modellbauer und Hobbypilot. Um die Wiesen unmittelbar vor der Mahd abzufliegen, nahm auch er sich zwei Tage Urlaub.

Im Verein Wildtierhilfe MV sind weitere Mitglieder gern gesehen. "Weil wir noch mehr Jungtiere retten wollen, müssen wir weiterhin in teure Technik investieren", so Frank Demke. Im vergangenen Jahr gewann das Projekt der Wildtierhilfe M-V einen der vorderen Plätze im Wettbewerb einer Brauerei.

NDR - DAS! vom 21.09.2012 | 18:45 Uhr
 
Der Mecklenburger Frank Demke hat eine Mission: Sein "Octocopter" - ein Fluggerät mit integrierter Wärmebildkamera - soll Rehkitze vor dem blutigen Ende im Mähdrescher bewahren.

OZ/LOKAL/HRO vom 09.08.2012 00:00
DUMMERSTORF
Rettung aus der Luft für kleine Rehe
Tierfreund Frank Demke aus Sabel setzt sich für Wildtiere ein.




Lutz Meyer (l.), der den Multikopter steuert, und der Initiator der Wildtierhilfe, Frank Demke.

 
Dummerstorf(OZ) - Schon lange bedrückt Frank Demke, der in Sabel eine mobile Hundeschule betreibt, was er jedes Jahr zur Erntezeit sehen muss: „Wenn ich während der Heuernte mit meinen Hunden über die Wiesen laufe, sehe ich schreckliche Bilder: von den Mähwerken grausam verstümmelte Rehkitze, Feldhasen und bodenbrütende Vögel.“ Denn Rehkitze, so Demke, haben die angeborene Verhaltensweise, sich bei Gefahr noch tiefer in das Versteck zu drücken und flüchteten nicht.

Besonders die Mäharbeiten zum ersten Schnitt auf dem Grünland sind für Tiere gefährlich, da hier die Jungtiere im hohen Gras kaum erkannt werden. Außerdem ist der Maschinenfahrer nicht in der Lage, beim Erkennen von Tieren noch rechtzeitig anzuhalten. Auch in der Getreide- und Rapsernte bestehe diese Gefahr, jedoch sind die Jungtiere dann schon etwas älter und können besser flüchten.

Frank Demke suchte eine Lösung. So wurden erste manuelle Feldversuche vom Boden aus mit einer Wärmebildkamera unternommen, um so kleine Tiere aufzuspüren und rechtzeitig zu warnen. Doch es war zu aufwendig. Dann kam dem Tierfreund der Gedanke, das Feld aus der Luft zu betrachten.

Auf der Suche nach einem ortsansässigen Modellflugverein kam er mit Jürgen Bayreuther und Lutz Meyer in Kontakt. Beide sind begeisterte Modellflieger und nahmen die neue Herausforderung gern an, ihr Hobby in den Dienst einer „guten Sache“ zu stellen.

„Natürlich mussten wir uns auch rechtlich absichern“, so Frank Demke und verweist dabei auf die Einwilligung der Grundstückseigentümer und die Fluggenehmigung vom Bundesluftfahrtsamt. Die ersten Flugversuche mit dem unbemannten Mulitikopter waren erfolgreich. An Bord befindet sich eine Wärmebildkamera, die nach unten blickt und per Liveübertragung aufschlussreiche Bilder von im hohen Gras liegenden Tieren an einen Monitor liefern kann.

Außerdem fliegt der Kopter selbstständig das vorgegebene Areal nach GPS-Daten ab. Die so erfassten Tiere sollen dann vor Ort festgesetzt oder unter fachkundiger Hilfe in Sicherheit gebracht werden.

„Wir möchten unseren Service den Landwirten kostenlos anbieten“, so Frank Demke, der auch weiß, dass einige Bauern vor der Grünlandmahd ihr Feld mit Hunden absuchen. Dies ist allerdings sehr zeitaufwendig. Hier sollen nun die Multikopter der Modellflieger zum Einsatz kommen. „Wichtig ist es, unmittelbar vor der Mahd über die Felder zu fliegen“, so Lutz Meyer, der seinen Kopter mittels Bausatz aus vielen Einzelteilen zusammengebaut hat. Aber nicht nur wegen des Tierschutzes sind die Flüge interessant.

Denn aus den verendeten Tiere können durchaus Partikel ins Heu oder die Silage gelangen. Dort kann sich das Botulinum-Bakterium entwickeln, das dann die Nutztiere gefährdet.

 

Carola Fischer



Bambi soll leben – Retter der Rehkitze

 

Wildrettung aus der Luft: Mit einem selbst entwickelten  Fluggerät will Frank Demke aus Sabel das Massensterben von Rehkitzen eindämmen

 

Sabel:  Tierbabys sind süß. Und spätestens seit Bambi rühren vor allem Rehkitze mit ihren sanften Augen, der Stupsnase und dem samtenen Fell die Herzen von großen und kleinen Tierfreunden. Doch Bambi droht besonders bei der Grünlandmahd große Gefahr. Rehkitze aber auch Feldhasen und bodenbrütende Vögel  werden von den Mähwerken der Landwirte grausam verstümmelt. Nach Schätzungen sterben jährlich in Deutschland etwa 500 000 Wildtiere auf diese Weise. Der passionierte Tierschützer Frank Demke aus Sabel überlegte lange, wie er dieses Leid verhindern kann. Dann kam dem 50-Jährigen der rettende Gedanke: Bambi-Rettung aus der Luft. Gemeinsam mit dem Modellflugverein Alt Kätwin und dem Techniker und Modellbauer Lutz Meyer aus Laage entwickelte er ein GPS-gesteuertes Fluggerät, ausgestattet mit einer normalen und einer Wärmebildkamera. Bevor der Landwirt mäht, soll dieser Octocopter die Wiesen abfliegen, Rehkitze orten und sie vor dem sicheren Tod bewahren.

 

Testflüge mit Octocopter erfolgreich absolviert

 

Ein erster Testflug hat perfekt funktioniert. „In 30 Meter Höhe sind wir über den Acker geflogen. Jeder Schuss war ein Treffer. Wir haben zahlreiche Rehkitze entdeckt“, erzählt Frank Demke, der zuvor mit Modellbau nichts am Hut hatte. Die Video- und hochempfindliche Infrarotkamera ermöglichen es, während der Liveübertragung aufschlussreiche Bilder von im hohen Gras liegenden Tieren zu liefern.  Nach der Geburt werden die Kitze die meiste Zeit von der Rehmutter  abgelegt, beispielsweise in einer Wiese oder im Getreide. Das Alleinlassen der Kitze ist ein Schutz für die Tiere. Die Ricken bleiben täglich zum Säugen nur bis zu 35 Minuten bei ihren Jungen. So verhindern sie, dass potenzielle Feinde auf die Jungtiere aufmerksam werden.  Droht irgendeine Art von Gefahr, drückt sich das Rehkitz fest auf den Boden und bleibt bewegungslos liegen.

Bisher ist das Fluggerät nur zu Testzwecken eingesetzt worden. Für die erfolgreiche Umsetzung seines Vorhabens benötigt Frank Demke die Kooperation der Landwirte. Er ist jedoch fest davon überzeugt, dass sie mitmachen werden, um die Rehkitze zu retten. „Wir bieten diesen Service kostenlos an. Meine Intention ist es, die Tiere zu retten. Ich habe erlebt, wie verstümmelte Tiere schreiend auf der Wiese liegen und einen qualvollen Tod sterben“, sagt Frank Demke sichtlich bewegt.

Mit Freunden will er jetzt den Verein „Wildtierrettung MV“ gründen. Dafür sucht er noch dringend Mitstreiter. Denn beim Einsatz des Fluggerätes benötigt man mindestens drei Personen: einen Piloten und zwei, die  mit einer Videobrille die Tiere am Boden markieren. Zudem ist die Wärmebildkamera sehr teuer, bisher kam nur eine geliehene zum Einsatz.  „Wichtig bist, dass wir Leute finden, die mit uns Tiere retten wollen und die auch genügend Freizeit haben, um mitmachen zu können“, sagt der gelernte Orthopädietechniker Frank Demke. Das Projekt zur Rettung von Bambi lasse sich nur von vielen ehrenamtlichen Mithelfern tragen. Informationen bietet Demke auf seiner Internetseite www.wildtierhilfe-mv.de.

Jens Griesbach  SVZ vom 09.08.2012

 

 

Tierschutz aus der Luft

Vorstellung des Projekts heute auf der MeLa.

Probefliegen auf der heimischen Wiese

Sabel/mb/sm. Wenn Frank Demke mit seinen beiden Hündinnen Kibali und Hidaya durch die Landschaft streift, hat er schon so manche schlimme Entdeckung an den Wald- und Feldrändern gemacht. Oft werden durch Erntemaschinen unbeabsichtigt junge Rehkitze, aber auch andere Tiere verstümmelt oder schwer verletzt.

Man schätzt bis zu 500 000 Tiere kommen jährlich auf diese Weise ums Leben. »Es ist das normale Verhalten der Tiere, wenn Gefahr droht, sich still zu verhalten und im Gelände zu »verschwinden«, so der Tierschützer. Er machte sich Gedanken, wie man solche Unfälle vermeiden könnte und traf dabei auf moderne Technik. Hilfe von oben scheint eine Lösung für das Problem zu sein. Sein Glück - in Alt Kätwin gibt es Modellflugfreunde - so wie Jürgen Bayreuther. Über ihn kam der Kontakt zu Lutz Meyer zustande, der sich nicht nur privat mit dem Fliegen beschäftigt.

Er baute einen sogenannten Octocopter, der sich durch seine sehr stabilen Flugeigenschaften auszeichnet. »Mit etwas Übung ist dieses Fluggerät relativ einfach zu beherrschen«, so Lutz Meyer.

Das geeignete Fluggerät war gefunden. Jetzt musste nur noch die geeignete Aufnahmetechnik gefunden werden. Die Kombination einer Infrarotkamera und einer Videokamera erscheint den beiden Tüftlern am effektivsten. Erst wenn die Infrarotkamera ein Objekt aufspürt löst die Videokamera aus. Allein die Infrarotaufnahme macht das Auffinden des Tierlagers schwer. Erste Testflüge brachten eine hohe Trefferquote. »Wir glauben kaum, dass wir Tiere übersehen haben. «

Nun suchen die Kooperation mit ortsansässigen Landwirten und natürlich weitere Mitstreiter für dieses nicht ganz preiswerte Projekt, denn die Suche nach den Tieren soll kostenlos angeboten werden.

»Das Absuchen eines mehrere Hektar großen Schlages ist nicht in einer Stunde gemacht und dann müssen ja auch noch die Tiere aufgespürt und in Sicherheit gebracht werden«, so Frank Demke. »

Auf unserer Internetseite www.wildtierhilfe-mv.de gibt es zahlreiche Informationen dazu. Wir haben uns auch für eine Umweltschutzaktion, die derzeit von Lübzer durchgeführt wird, beworben. Wer bei dieser Aktion mitvotet, engagiert sich in unserem Fall automatisch für den Tierschutz,« so Frank Demke.

Wer mehr über dieses Projekt erfahren will, kann heute beim MeLa Forum in Halle 2 um 13.30 Uhr mit Frank Demke und Lutz Meyer ins Gespräch kommen.

 

BLITZ am Sontag vom 16.09.2012